08.10.2025
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Teamentwicklung
Konflikte am Arbeitsplatz entstehen, wenn unterschiedliche Meinungen, Interessen oder Persönlichkeiten aufeinandertreffen – und sie gehören zum Alltag jeder Organisation. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Mitarbeiterkonflikte frühzeitig erkennen, welche Strategien im Umgang mit Konflikten im Team wirken und welche konkreten Schritte Sie anwenden können, um Konflikte zwischen Mitarbeitern zu lösen – praxisnah, direkt und nachhaltig.
Christoph Gredel
Kennen Sie das auch? Zwei Ihrer Mitarbeiter geraten immer wieder aneinander. Erst sind es kleine Sticheleien, dann vermeiden sie die Zusammenarbeit, und irgendwann blockiert der Streit ganze Projekte. Als Führungskraft erleben Sie hautnah, wie Konflikte am Arbeitsplatz Dynamik, Motivation und Kultur beeinflussen.
Studien zeigen, dass Konflikte am Arbeitsplatz zu den größten Stressfaktoren gehören. Eine Untersuchung von CPP Global (Conflict Report, 2008) ergab, dass Mitarbeiter im Schnitt fast drei Stunden pro Woche mit Konflikten beschäftigt sind – Zeit, in der Produktivität und Zusammenarbeit leiden.
Die Folgen sind vielfältig:
Viele Führungskräfte hoffen zunächst, dass sich Konflikte am Arbeitsplatz „von allein“ erledigen. Doch das Gegenteil passiert: Ungelöste Spannungen verhärten sich und können ganze Teams spalten. Aus einem kleinen Missverständnis wird ein Machtkampf. Aus einem einmaligen Streit wird ein Dauerzustand.
Genau hier liegt die zentrale Herausforderung: Sie können Konflikte am Arbeitsplatz nicht verhindern – aber Sie können entscheiden, wie Sie mit Konflikten im Team umgehen.
Bevor Sie Konflikte zwischen Mitarbeitern lösen, lohnt sich ein Blick auf die Ursachen. Erst wenn diese klar sind, können echte Lösungen entstehen. Konflikte am Arbeitsplatz entstehen selten im luftleeren Raum, sondern haben fast immer tieferliegende Auslöser:
Viele dieser Ursachen sind für Sie als Führungskraft nicht sofort sichtbar. Deshalb ist es wichtig, ein Gespür für leise Signale von Konflikten am Arbeitsplatz zu entwickeln: ausweichende Antworten, ironische Kommentare oder zunehmende Distanz zwischen Teammitgliedern. Je früher Sie Konflikte am Arbeitsplatz wahrnehmen, desto besser können Sie reagieren.
Die gute Nachricht: Mitarbeiterkonflikte lösen ist häufiger möglich als gedacht – wenn Sie einen klaren Rahmen setzen und die richtigen Methoden nutzen. Nach Friedrich Glasl (2024) verlaufen Konflikte in neun Eskalationsstufen. In den Stufen 1 bis 3, vereinzelt auch noch bis Stufe 6, kann die Führungskraft selbst als Vermittler wirksam eingreifen; darüber ab Stufe 4 hinaus ist meist eine externe Mediation erforderlich.
Im Folgenden finden Sie die zentralen Prinzipien und Methoden, mit denen Sie Konflikte auf Stufe 1-3 frühzeitig erkennen, konstruktiv ansprechen und nachhaltig lösen können.
Erfolgreiche Führungskräfte handeln nach drei einfachen, aber wirkungsvollen Prinzipien:
Ein erprobtes Vorgehen ist die Konfliktmediation. Dabei schildern die Konfliktparteien in einem strukturierten Rahmen ihre Sichtweisen, hören die Perspektive des anderen und entwickeln gemeinsame Lösungen. Viele unserer Klienten berichten, dass schon die klare Haltung „Ich sehe, hier gibt es ein Problem – lasst uns das gemeinsam klären“ enorme Wirkung hat.
Die drei Prinzipien – frühzeitig eingreifen, neutral bleiben und Struktur geben – laufen in der Praxis häufig in einem bewährten Verfahren zusammen: der Konfliktmediation. Dabei schaffen Sie als Führungskraft oder ein externer Moderator einen klaren Rahmen, in dem alle Beteiligten ihre Sichtweise schildern können. Ziel ist nicht, Gewinner und Verlierer zu bestimmen, sondern eine Lösung zu entwickeln, die beide Seiten mittragen können – ein zentraler Erfolgsfaktor, wenn Sie Konflikte am Arbeitsplatz lösen möchten.
Eine typische Mediation folgt fünf Phasen:
Viele unserer Klienten berichten, dass bereits dieser strukturierte Ablauf neue Energie in festgefahrene Situationen bringt. Selbst harte Fronten lassen sich so aufbrechen, weil die Beteiligten merken: Konflikte am Arbeitsplatz lassen sich bearbeiten – nicht nur ertragen.
Damit bleibt die Frage: Wie können Sie als Führungskraft diese Prinzipien und die Logik der Mediation ganz konkret in Ihrem Alltag anwenden? Genau das zeigt der folgende Praxisteil – ein Fahrplan, der Ihnen Orientierung gibt, vom ersten Ansprechen bis zum nachhaltigen Nachhalten.
Damit Sie die Prinzipien nicht nur verstehen, sondern auch anwenden, zeigt Ihnen der folgende Fahrplan, wie Sie Konflikte am Arbeitsplatz schrittweise lösen können. Er kombiniert die drei Führungsprinzipien mit den fünf Phasen der Mediation – so entsteht eine klare Orientierung für Ihr Handeln im Alltag. Manchmal macht es Sinn, für jeden Schritt einzelne Gespräche anzusetzen und sie zeitlich mit etwas Abstand zu führen.
1. Frühzeitig eingreifen – Rahmen setzen
Als Führungskraft sind Sie gefragt, Spannungen nicht zu übersehen. Reagieren Sie, sobald erste Anzeichen erkennbar sind: ausweichende Kommunikation, ironische Kommentare oder sinkende Beteiligung. Sprechen Sie das Thema offen an – so zeigen Sie, dass Sie Konflikte am Arbeitsplatz ernst nehmen.
2. Neutral bleiben – Interessen klären
Bevor Sie alle Beteiligten zusammenbringen, führen Sie Einzelgespräche. Dadurch erfassen Sie die Hintergründe und können Konflikte zwischen Mitarbeitern gezielter lösen.
In der gemeinsamen Runde achten Sie auf Respekt, klare Regeln und darauf, dass Emotionen Raum finden dürfen. Besonders wichtig: Fragen Sie nach den dahinterliegenden Interessen („Warum ist Ihnen das wichtig?“). So entsteht Verständnis statt weiterer Eskalation.
3. Struktur geben – Lösungen vereinbaren
Ihre Rolle als Moderator ist es, Struktur und Verbindlichkeit zu schaffen. Sammeln Sie Ideen, formulieren Sie konkrete Vereinbarungen („Ab sofort stimmen wir Projekttermine gemeinsam ab“) und halten Sie Ergebnisse schriftlich fest.
Ein klarer Ablauf sorgt dafür, dass Konflikte am Arbeitsplatz nicht wieder aufflammen, sondern tatsächlich beigelegt werden.
Nachhalten und kontrollieren
Planen Sie bewusst ein Nachgespräch nach einigen Wochen. Fragen Sie nach Erfahrungen: „Wie läuft die neue Abstimmung bisher?“ oder „Was braucht es noch, damit es dauerhaft funktioniert?“ Dieses Nachhalten zeigt, dass Sie Konfliktlösung als Führungsaufgabe verstehen – und stärkt das Vertrauen im Team.
Wenn Sie die beschriebenen Schritte im Alltag anwenden, lösen Sie nicht nur akute Spannungen, sondern legen zugleich die Basis für nachhaltige Verbesserungen in der Zusammenarbeit. Denn jedes bearbeitete Konfliktthema macht sichtbar, wo im Team Strukturen, Rollen oder Abläufe noch nicht rund laufen. Genau hier liegt der eigentliche Mehrwert: Konflikte am Arbeitsplatz sind nicht nur ein Problem, das Sie eindämmen müssen – sie können ein Motor für Entwicklung und Innovation sein.
Auch wenn es paradox klingt: Konflikte sind oft die ehrlichste Rückmeldung, die Sie als Führungskraft bekommen können. Sie zeigen, wo unausgesprochene Erwartungen, unklare Ziele oder gegensätzliche Arbeitsweisen aufeinandertreffen. Anstatt diese Spannungen zu verdrängen, können Sie sie nutzen, um Prozesse zu verbessern und das Team stärker auszurichten.
Ein Beispiel aus der Praxis: In einem Projektteam stritten sich zwei Mitarbeiter immer wieder über Prioritäten. Im Konfliktgespräch wurde deutlich, dass der eine sehr stark kundenorientiert dachte, während der andere vor allem interne Prozesse im Blick hatte. Statt einen „Sieger“ zu bestimmen, beschloss das Team, beide Perspektiven bewusst einzusetzen. Heute arbeiten die beiden als Duo – einer als Kundenanwalt, der andere als Prozesshüter. Der ursprüngliche Konflikt hat sich in eine Stärke verwandelt, die die Qualität des gesamten Projekts erhöht.
Doch nicht nur das Team profitiert: Jede Auseinandersetzung ist auch eine Gelegenheit, Ihre eigene Rolle als Führungskraft weiterzuentwickeln. Sie lernen, klarer zu kommunizieren, differenzierter zuzuhören und in schwierigen Situationen Orientierung zu geben. Viele Führungskräfte berichten uns, dass sie durch bewusstes Konfliktmanagement nicht nur souveräner im Umgang mit Spannungen werden, sondern auch insgesamt mehr Sicherheit in ihrer Führungsrolle gewinnen.
Wenn Sie Ihre Kompetenzen in diesem Bereich gezielt ausbauen möchten, finden Sie in unserem Programm zur Führungskräfte-Weiterbildung praxisnahe Module, die genau auf Ihre Situation zugeschnitten sind.
Noch besser als Konflikte zu lösen ist es, sie gar nicht erst eskalieren zu lassen. Prävention bedeutet nicht, jede Meinungsverschiedenheit zu verhindern – das wäre unrealistisch. Vielmehr geht es darum, eine Teamkultur zu schaffen, in der Konflikte frühzeitig angesprochen und fair bearbeitet werden.
Als Führungskraft können Sie dabei auf drei Ebenen ansetzen:
1. Strukturen und Rollen: Klare Zuständigkeiten reduzieren Missverständnisse. Wenn jeder weiß, wofür er verantwortlich ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Reibereien.
2. Kommunikation: Fördern Sie regelmäßigen Austausch, Feedback und Transparenz. Schon kleine Routinen wie ein wöchentliches Check-in-Meeting schaffen Klarheit.
3. Führungshaltung: Zeigen Sie, dass Konflikte kein Tabuthema sind. Wenn Sie offen und wertschätzend damit umgehen, folgen Ihre Mitarbeiter diesem Beispiel.
Ein weiterer wichtiger Baustein im Umgang mit Konflikten im Team ist eine offene Feedbackkultur. Wenn Mitarbeitende es gewohnt sind, sich regelmäßig Rückmeldungen zu geben, bleiben Spannungen klein und Konflikte am Arbeitsplatz werden schneller erkannt.
Wie Sie das konkret aufbauen können, zeigen wir in unserem Beitrag zur Vertrauenskultur. Dort finden Sie praxisnahe Tipps, wie Sie Feedbackgespräche strukturieren und auf Augenhöhe führen. Zusätzlich können Sie sich in unserem Beitrag zum Mitarbeiter-Feedback unsere Feedback-Vorlage als kostenloses PDF herunterladen – ein sofort einsetzbares Tool für Ihren Führungsalltag.
Konflikte am Arbeitsplatz gehören zum Führungsalltag. Entscheidend ist, wie Sie damit umgehen. Wer Konflikte ignoriert, riskiert Dauerstress und Leistungsabfall – wer sie aktiv angeht, schafft Klarheit, Vertrauen und eine starke Teamkultur.
Nutzen Sie die beschriebenen Methoden, um Mitarbeiterkonflikte zu lösen, Vereinbarungen nachzuhalten und die Zusammenarbeit langfristig zu stärken. Wer Konflikte am Arbeitsplatz aktiv anspricht und konstruktiv bearbeitet, stärkt nicht nur das Team, sondern auch die gesamte Unternehmenskultur.
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir Ihnen unsere Programme:
• Führungskräfte-Coaching – individuell auf Ihre Rolle zugeschnitten
• Konfliktmoderation – professionelle Begleitung bei schwierigen Teamkonflikten
• Teamcoaching – um den Umgang mit Konflikten im Team dauerhaft zu verbessern
Probieren Sie es aus – Sie werden überrascht sein, wie viel leichter Zusammenarbeit funktioniert, wenn Konflikte am Arbeitsplatz professionell bearbeitet werden.
Avruch, K. (1998). Culture and Conflict Resolution. Washington, DC: United States Institute of Peace Press.
Baitsch, C., & Heinrich, G. (2005). Konfliktmanagement in Organisationen: Theorien, Methoden, Beispiele. Göttingen: Hogrefe.
Böhm, A. (2018). Konfliktmanagement und Mediation in der Arbeitswelt. Wiesbaden: Springer VS.
Fisher, R., Ury, W., & Patton, B. (2011). Das Harvard-Konzept: Der Klassiker der Verhandlungstechnik. Frankfurt a.M.: Campus Verlag.
Glasl, Friedrich (2013). Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führung, Beratung und Mediation. 11., überarbeitete Auflage. Bern: Haupt Verlag.
Greif, S., & Runde, B. (2011). Mediation und Konfliktmanagement: Methoden und Anwendungsfelder. Wiesbaden: Springer VS.
Körner, M., & Preisendörfer, P. (2010). Sozialpsychologie der Konflikte. Stuttgart: Kohlhammer.
Kraus, A. (2017). Konflikte erkennen, verstehen, lösen: Ein Handbuch für Führungskräfte. Wiesbaden: Springer Gabler.
Mayer, B. (2010). The Dynamics of Conflict Resolution: A Practitioner’s Guide. San Francisco: Jossey-Bass.
Nothhaft, H. (2019). Konfliktmanagement und Mediation: Praxiswissen für Führungskräfte und Berater. Wiesbaden: Springer Gabler.
Schweitzer, J. (2016). Konflikte in Organisationen: Diagnosen und Interventionen. Heidelberg: Carl-Auer Verlag.
Über den Autor
Christoph Gredel
Gründer changeXperten | Beratung, Coaching & Training für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Organisationen, Teams & Führungskräften: 📈 +65 % höhere Zielerreichung ⏱️+25 % schnellere Umsetzung 💸+220 % ROI