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Organisationsentwicklung

Change Management Methoden: Die besten Ansätze für erfolgreichen Wandel

Veränderungen sind das neue Normal – doch wie lässt sich Wandel gezielt gestalten, ohne dass Energie und Motivation verloren gehen? In der Praxis zeigt sich: Wer Veränderungen erfolgreich umsetzen will, braucht Struktur, Beteiligung und Klarheit. Change Management Methoden geben Orientierung – aber keine funktioniert immer und überall gleich. Entscheidend ist, sie richtig einzuordnen und situativ anzuwenden.

Christoph Gredel Gründer changeXperten

Christoph Gredel

Blauer Schmetterling auf einem Blatt als Symbol für Change Management Methoden

Die bekanntesten Change Management Methoden im Überblick

Als in den 1940er-Jahren die ersten Forscher versuchten, den Prozess der Veränderung zu verstehen, ahnte niemand, dass ihre Change Management Modelle Jahrzehnte später noch Führungskräfte weltweit begleiten würden. Heute stehen Unternehmen vor ganz anderen Herausforderungen – und doch greifen viele Prinzipien von damals noch immer. Ob klassische Phasenmodelle oder agile Zielsysteme: Die folgenden Change Management Methoden zeigen, welche Wege Organisationen seitdem gefunden haben, um Wandel planbar zu machen – und wann sich welcher Ansatz heute lohnt.

Das 3-Phasen-Modell von Kurt Lewin

In einer Zeit, in der Unternehmen noch hierarchisch und stabil organisiert waren, stellte ein Sozialpsychologe eine revolutionäre Idee auf: Veränderung ist kein einmaliger Akt, sondern ein Prozess. Lewin beschrieb diesen Prozess als Bewegung zwischen Stabilität und Wandel – zwischen dem Loslassen des Alten und dem Etablieren des Neuen.
Sein Change Management Modell besteht aus drei aufeinanderfolgenden Phasen:

  1. Auftauen (Unfreeze) – bestehende Überzeugungen und Gewohnheiten werden in Frage gestellt.
  2. Verändern (Change) – neue Muster, Strukturen und Verhaltensweisen entstehen.
  3. Einfrieren (Refreeze) – das Neue wird stabilisiert und Teil des organisationalen Alltags.

Diese einfache, aber kraftvolle Logik legte den Grundstein für alle späteren Veränderungsansätze.

3-Phasen-Modell nach Kurt Lewin
3-Phasen-Modell nach Kurt Lewin

Das 7-S-Modell von McKinsey

In den 1970er-Jahren entstand bei McKinsey ein Modell, das bis heute als eines der ganzheitlichsten Werkzeuge zur Organisationsanalyse gilt: das McKinsey 7-S-Modell.
Es betrachtet Organisationen als System, in dem sieben Dimensionen miteinander verbunden sind: Strategy, Structure, Systems, Shared Values, Skills, Style und Staff. Die Kernaussage: Veränderung gelingt nur, wenn diese Elemente im Gleichgewicht sind. Wird an einer Dimension gearbeitet – etwa an der Strategie oder an Prozessen –, müssen auch Kultur, Kompetenzen und Führungsstil berücksichtigt werden.
Das Modell wird in der Praxis genutzt, um die Wechselwirkungen von Struktur, Kultur und Führung sichtbar zu machen – ein wichtiger Schritt, bevor konkrete Change Management Methoden zum Einsatz kommen.

Das Burke-Litwin-Modell

In den 1980er-Jahren entwickelten W. Warner Burke und George H. Litwin ein Modell, das Organisationen als komplexe Systeme versteht.
Das Burke-Litwin-Modell beschreibt, wie äußere Faktoren – Markt, Technologie oder Politik – auf interne Variablen wie Kultur, Führung, Motivation oder Struktur wirken. Es zeigt, dass jede Veränderung eine Kettenreaktion auslöst: Wird an einer Stelle eingegriffen, verändert sich das gesamte System.
Das Modell wird vor allem in der Analysephase von Change-Projekten eingesetzt, um zu identifizieren, wo der eigentliche Hebel für Wandel liegt – bevor Maßnahmen entwickelt werden.

Kotters 8-Stufen-Modell

Jahrzehnte später griff ein amerikanischer Managementforscher die Idee des Prozesses erneut auf – diesmal mit dem Blick auf die Unternehmenspraxis. Seine zentrale Frage: Warum scheitern so viele Veränderungsvorhaben? Seine Antwort formulierte er als acht klar strukturierte Schritte, die wie eine Dramaturgie des Wandels wirken – von der ersten Dringlichkeit bis zur Verankerung in der Unternehmenskultur:

  1. Ein Gefühl der Notwendigkeit schaffen
  2. Ein starkes Führungsteam aufbauen
  3. Eine Vision entwickeln
  4. Die Vision kommunizieren
  5. Hindernisse beseitigen
  6. Kurzfristige Erfolge sichern
  7. Veränderungen ausweiten
  8. Neue Ansätze in der Kultur verankern

Diese Change Management Methode hat seitdem unzählige Organisationen geprägt – weil sie Wandel nicht als Projekt, sondern als Führungsgeschichte versteht.

8-Stufen-Modell nach Kotter
8-Stufen-Modell nach John P. Kotter

Das PROSCI Change Management / ADKAR-Modell

Mit dem ADKAR-Modell brachte das Beratungsunternehmen PROSCI Anfang der 2000er-Jahre eine Methode auf den Markt, die den Menschen ins Zentrum des Veränderungsprozesses stellt. Im Gegensatz zu vielen strukturellen Ansätzen fragt ADKAR: Wie verändert sich der Einzelne – und was braucht er, um diesen Wandel aktiv zu gestalten?

Das Akronym steht für fünf Phasen, die Mitarbeitende individuell durchlaufen:

  • Awareness – das Bewusstsein für den Veränderungsbedarf schaffen
  • Desire – den Wunsch wecken, sich aktiv zu beteiligen
  • Knowledge, Ability, Reinforcement – Wissen aufbauen, Fähigkeiten stärken und Erfolge stabilisieren

Führungskräfte können das Modell nutzen, um gezielt zu erkennen, wo ihr Team gerade steht: Fehlt noch das Bewusstsein? Bröckelt die Motivation? Oder fehlt schlicht die Übung im neuen Verhalten?

Dadurch wird Change Management greifbar und messbar – nicht als reines Projekt, sondern als Entwicklungsprozess auf der menschlichen Ebene, der Verantwortung und Kommunikation verbindet.

Das Satir Change Model

Die Familientherapeutin Virginia Satir war ursprünglich keine Organisationsforscherin – und doch hat ihr Modell das Verständnis von Veränderungsdynamiken nachhaltig beeinflusst. Das Satir Change Model beschreibt, wie Menschen in Veränderungsprozessen typischerweise reagieren: von anfänglicher Stabilität über Verunsicherung und Chaos bis hin zur Integration des Neuen.
Das Modell zeigt die emotionale Kurve des Wandels – mit Tiefpunkten, Widerständen und Wendepunkten. Für Führungskräfte bietet es wertvolle Hinweise, wie sie Emotionen im Team wahrnehmen und gezielt begleiten können. Besonders bei kulturellen oder zwischenmenschlichen Veränderungen ist das Satir-Modell ein hilfreicher Kompass.

Lean Six Sigma (LSS)

Ursprünglich in der Industrie entwickelt, wurde Lean Six Sigma schnell zu einer der wichtigsten Change Management Methoden im Bereich Prozessoptimierung.
Das Konzept verbindet die Prinzipien von Lean Management (Verschwendung vermeiden) mit der Six-Sigma-Logik (Fehler reduzieren) und schafft so einen klar strukturierten Verbesserungsprozess.

Zentrales Element ist der sogenannte DMAIC-Zyklus, der aus fünf Schritten besteht:

  • Define – Problem und Ziel definieren
  • Measure – relevante Daten und Kennzahlen erheben
  • Analyze, Improve, Control – Ursachen analysieren, Prozesse verbessern und Ergebnisse absichern

Lean Six Sigma setzt auf einen datengetriebenen Ansatz, bei dem Entscheidungen auf messbaren Fakten beruhen – nicht auf Annahmen oder Intuition. So verbindet LSS methodische Strenge mit kontinuierlicher Verbesserung und eignet sich besonders für technologieorientierte oder prozessorientierte Unternehmen, die Leistung und Qualität systematisch steigern wollen.

Eine Führungskraft deutet auf einen Bildschirm mit KPIs während ihr Team aufmerksam zuhört

Objectives and Key Results (OKR)

Mit der digitalen Transformation kamen neue Ansprüche an Führung: Transparenz, Agilität und Geschwindigkeit. Das OKR-System verbindet ambitionierte Ziele (Objectives) mit messbaren Ergebnissen (Key Results). Es wurde ursprünglich in der Tech-Industrie entwickelt, um Teams auf gemeinsame Prioritäten auszurichten und Fortschritt sichtbar zu machen. Anstatt langfristige Pläne zu verfolgen, arbeiten Teams in kurzen Zyklen, reflektieren regelmäßig und passen Ziele an. OKR steht damit sinnbildlich für den Wandel moderner Organisationen – von Planung hin zu iterativem Lernen und kontinuierlicher Anpassung.

Welche Change Management Methoden in der Praxis wirken (und wo sie an ihre Grenzen stoßen)

Veränderung ist kein Zufall – sie folgt Mustern. Doch diese Muster sind in jeder Organisation anders. Manche kämpfen mit alten Routinen, andere mit fehlender Richtung oder zu vielen Projekten gleichzeitig. Wenn Sie wissen, welche Change Management Methode in welcher Situation den größten Hebel bietet, gewinnen Sie Klarheit und Handlungssicherheit – genau dort, wo Veränderung oft stockt.

Stärken und Schwächen der Change Management Methoden
Stärken und Schwächen der Change Management Methoden

Wenn alte Routinen Veränderung blockieren

Ein Unternehmen will neue digitale Prozesse einführen. Doch anstatt sich zu öffnen, halten Teams an alten Abläufen fest. „Das haben wir immer so gemacht“, lautet das inoffizielle Motto.

Hier hilft das 3-Phasen-Modell von Lewin, um mentale und kulturelle Blockaden zu lösen. Es dient nicht der Projektplanung, sondern der emotionalen Vorbereitung. So wenden Sie es an:

  • Führen Sie zunächst Workshops oder Dialogrunden durch, um offen über Ängste, alte Gewohnheiten und „heilige Kühe“ zu sprechen.
  • Zeigen Sie durch kleine Experimente (z. B. neue Tools oder Entscheidungsformate), dass Veränderung sicher erlebbar ist.
  • Nutzen Sie bewusste Rituale oder Symbole (z. B. Abschluss einer alten Routine, gemeinsames Kick-off für das Neue), um Übergänge sichtbar zu machen.

Vorteil: Das Change Manaegment Modell schafft emotionale Akzeptanz und Verständnis, bevor Sie Maßnahmen starten. Menschen spüren, dass Wandel kein Kontrollverlust bedeutet.
Nachteil: Es funktioniert weniger bei kontinuierlichem Wandel. Wenn Organisationen sich permanent anpassen, wirkt das Bild des „Einfrierens“ zu starr.

Wenn große Organisationen Orientierung verlieren

Ein Konzern startet die fünfte Reorganisation in drei Jahren. Das Management spricht von Transformation – die Mitarbeitenden nur noch von Chaos. Niemand versteht, worauf das Ganze hinausläuft.

Wegweiser mit vielen verschiedenen Richtungen

Das 8-Stufen-Modell von Kotter hilft, große Systeme zu führen und Orientierung durch Kommunikation zu schaffen. Es funktioniert besonders gut, wenn Top-Führungskräfte Veränderung sichtbar verkörpern. In der Praxis bedeutet das konkret:

  • Erzählen Sie eine klare, überzeugende Geschichte: Warum müssen wir uns verändern – und was steht auf dem Spiel, wenn wir es nicht tun?
  • Bilden Sie eine Führungskoalition, die intern als glaubwürdig gilt, und kommunizieren Sie über mehrere Kanäle.
  • Feiern Sie bewusst kleine Erfolge (z. B. erste Projektmeilensteine), um Momentum aufzubauen.
  • Verankern Sie neue Werte und Routinen in Meetings, Führungsgesprächen und Entscheidungsvorlagen.

Vorteil: Diese Change Management Methode gibt großen Organisationen eine Dramaturgie des Wandels. Sie übersetzt Strategie in Handlung und Führung in Haltung.
Nachteil: Wer das Change Management Modell zu starr als Checkliste nutzt, verliert den Blick für Rückschritte und Lernprozesse – die sind in echten Projekten unvermeidlich.

Wenn Struktur und Kultur nicht im Gleichgewicht sind

In einem internationalen Unternehmen werden Prozesse verschlankt, Hierarchien abgebaut und digitale Tools eingeführt – doch die Kultur zieht nicht mit. Leistungssysteme und Führungsstile bleiben unverändert, und Mitarbeitende spüren ein Ungleichgewicht.

Das McKinsey 7-S-Modell unterstützt dabei, Struktur und Kultur in Einklang zu bringen. So setzen Sie das Modell wirkungsvoll um:

  • Starten Sie mit einer Bestandsaufnahme: Welche „S“ sind derzeit stark, welche schwach?
  • Diskutieren Sie mit Führungskräften, wo Zielkonflikte bestehen – z. B. zwischen Strategie und Werten oder zwischen Systemen und Stil.
  • Entwickeln Sie Maßnahmen, die Balance schaffen (z. B. Anpassung von Führungskompetenzen oder HR-Instrumenten).

Vorteil: Das McKinsey 7-S-Modell bietet einen klaren Rahmen, um komplexe Veränderungen ganzheitlich zu betrachten. Es fördert das Zusammenspiel von Hard Facts (Struktur) und Soft Facts (Kultur).
Nachteil: Es bleibt ein Analysemodell. Der direkte Praxisübertrag ist begrenzt, konkrete Umsetzungslogik fehlt.

Wenn unklar ist, wo man ansetzen soll

Viele Veränderungsvorhaben scheitern, weil niemand genau weiß, wo das eigentliche Problem liegt. Liegt es an der Strategie? An der Führung? An der Motivation der Mitarbeitenden?

Mit dem Burke-Litwin-Modell können diese Dynamiken besser verstanden werden. So setzen Sie es um:

  • Analysieren Sie zunächst die externen Treiber des Wandels (z. B. Markt, Technologie, Politik).
  • Führen Sie Interviews oder Workshops durch, um zu erkennen, welche internen Faktoren besonders stark betroffen sind (z. B. Unternehmenskultur, Motivation, Führungsverhalten).
  • Entwickeln und priorisieren Sie Maßnahmen, die an den wirksamsten Punkten ansetzen (Anpassung von Führungsrollen, Kommunikationsstrukturen oder Leistungsanreizen)

Vorteil: Das Modell bietet einen systemischen, differenzierten Blick auf Organisationen – besonders hilfreich in frühen Phasen der Analyse.
Nachteil: Es ist konzeptionell stark, aber in der Umsetzung theorielastig. Für operative Projekte fehlt der Praxisübertrag.

Eine Beraterin steht an einem digitale Whiteboard und interagiert im ihrem Tem

Wenn Menschen Veränderung noch nicht mittragen

Ein neues Projekt ist strategisch richtig – aber emotional fliegt es nicht. Mitarbeitende nicken in Meetings, doch echte Beteiligung bleibt aus.

Das PROSCI Change Management / ADKAR-Modell unterstützt Führungskräfte dabei, diese individuellen Veränderungsprozesse gezielt zu gestalten. So setzen Führungskräfte das Modell wirkungsvoll um:

  • Schaffen Sie Bewusstsein für den Veränderungsgrund, indem Sie transparent kommunizieren, was sich ändert, warum es notwendig ist und welchen Nutzen es für das Team bringt.
  • Wecken Sie Motivation, indem Sie Beteiligung ermöglichen – etwa durch Pilotprojekte, Feedbackschleifen oder sichtbare Quick Wins, die Fortschritt zeigen.
  • Begleiten Sie den Kompetenzaufbau, indem Sie gezielte Trainings, Coachings oder Peer-Learning-Formate nutzen, bis das neue Verhalten im Alltag selbstverständlich wird.

Vorteil: Das Modell macht Change-Prozesse menschlich und konkret. Es hilft, Widerstände zu erkennen und gezielt aufzulösen.
Nachteil: In komplexen, dynamischen Umfeldern stößt das Modell an Grenzen – es beschreibt, was Menschen brauchen, aber nicht immer, wie man es herstellt.

Wenn Emotionen und Widerstände den Wandel bremsen

Ein Unternehmen fusioniert zwei Abteilungen – und obwohl Strukturen und Prozesse gut geplant sind, hakt es im Miteinander. Missverständnisse, Unsicherheit und Frustration breiten sich aus.

Mit Hilfe des Satir Change Models können emotionale Dynamiken in Veränderungsprozessen verstanden werden. Diese Change Management Methode entfaltet ihre Wirkung, wenn Sie:

  • Bewusst beobachten, in welcher emotionalen Phase sich Ihr Team befindet.
  • Raum für Austausch und Reflexion schaffen, bevor Sie neue Maßnahmen starten.
  • Ihr Team gezielt beim Übergang von Verunsicherung zu Integration unterstützen – etwa durch Coaching oder regelmäßige Feedback-Dialoge

Vorteil: Das Modell hilft, den menschlichen Faktor des Wandels ernst zu nehmen. Es stärkt Empathie und Vertrauen in emotional herausfordernden Phasen.
Nachteil: Es bleibt theoretisch; für strukturelle oder strategische Transformationen ist es allein nicht ausreichend.

Wenn Prozesse stabil, aber zu langsam sind

In vielen Organisationen ist das Problem nicht mangelnde Veränderungsbereitschaft, sondern fehlende Effizienz. Entscheidungen dauern zu lange, Abläufe sind zu komplex, und Fehler wiederholen sich.

Lean Six Sigma (LSS) bietet einen datenbasierten Ansatz, um Prozesse zu verbessern und Veränderungen messbar zu gestalten. So wenden Sie diese Methode an:

  • Define: Definieren Sie präzise, welches Problem gelöst werden soll – inklusive Zielbild, Verantwortlichkeiten und messbarer Erfolgskriterien.
  • Measure & Analyze: Sammeln und bewerten Sie relevante Daten, um die wahren Ursachen von Ineffizienzen oder Fehlern zu verstehen.
  • Improve & Control: Setzen Sie gezielte Verbesserungsmaßnahmen um und etablieren Sie klare Kontrollmechanismen, um nachhaltige Ergebnisse sicherzustellen.

Vorteil: LSS sorgt für klare Strukturen, messbare Ergebnisse und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung.
Nachteil: Der Ansatz ist oft monodisziplinär und technisch geprägt – kulturelle oder soziale Aspekte des Wandels bleiben außen vor.

Wenn Veränderung zur Daueraufgabe wird

In dynamischen Märkten ist Wandel kein Projekt, sondern Normalzustand. Teams müssen regelmäßig Kurs halten, ohne jedes Mal bei null zu beginnen.

Objectives and Key Results (OKR) ist hier die passende Change Management Methode, um Agilität und Fokus zu verbinden. In der Umsetzung heißt das für Sie:

  • Definieren Sie inspirierende Objectives (z. B. „Kundenerlebnis neu denken“).
  • Formulieren Sie 3–4 messbare Key Results, die zeigen, ob Sie Fortschritt machen.
  • Führen Sie wöchentliche Check-ins und vierteljährliche Reviews durch, um Ziele zu reflektieren und anzupassen.
  • Machen Sie Fortschritte sichtbar – etwa auf Teamboards oder in internen Dailys.

Vorteil: Dieses Change Management Modell schafft eine gemeinsame Sprache für Erfolg. Teams bleiben flexibel und können lernen, ohne den Überblick zu verlieren.
Nachteil: Ohne Disziplin und Reflexion verliert das System seine Wirkung. Dann werden OKRs zur Formalität, statt Motor für Lernen und Entwicklung.

Ein Team arbeitet gemeinsam KPIs aus

Warum Change Management Methoden allein nicht reichen

Vom Werkzeugkasten zur Haltung

Change Management Methoden sind keine Rezepte, die man einfach abarbeitet. Sie sind Werkzeuge für Dialog und Orientierung. Führungskräfte, die Change Management Methoden nutzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen – über Ziele, Verantwortlichkeiten, Ängste oder Lernfortschritte – schaffen eine andere Kultur des Wandels. Nicht die Methode verändert das System, sondern das Gespräch, das sie auslöst.

In unseren Projekten sehen wir immer wieder, wie diese Haltung den Unterschied macht: Eine Führungskraft, die nicht fragt „Welche Change Management Methode passt?“, sondern „Was braucht mein Team jetzt wirklich?“, steuert Veränderung deutlich wirksamer – unabhängig vom Change Management Modell.

Ein Team tauscht sich in lockerer Atmosphäre bei einem Kaffee aus

Situatives Design – statt starrem Konzept

Wir glauben: Die Kunst im Change liegt im situativen Design – darin, Methoden und Prinzipien flexibel zu verknüpfen, je nachdem, wo eine Organisation gerade steht.
Ein Projekt kann mit Lewins psychologischer Auftauphase beginnen, über eine systemische Analyse nach dem Burke-Litwin-Modell vertieft werden und mit OKR-Zyklen verstetigt werden. Entscheidend ist, ob das Design zur Kultur, Reife und Dynamik des Unternehmens passt.

Dabei spielt auch situative Führung eine zentrale Rolle: Führungskräfte müssen je nach Phase unterschiedlich agieren – mal Orientierung geben, mal loslassen, mal stabilisieren.
Denn gute Führung im Wandel heißt nicht, immer gleich zu handeln, sondern bewusst zu wechseln zwischen leiten, beteiligen und befähigen.

Change-Kompetenz statt Change-Rezept

Erfolgreiche Veränderung braucht keine neuen Change Management Methode, sondern Menschen, die Change verstehen. Führungskräfte, die erkennen, welche psychologischen Prozesse hinter Widerstand oder Motivation stehen, gestalten Wandel proaktiv statt reaktiv.
Genau hier setzen unsere Führungskräfte-Coachings an: Wir helfen Führungskräften, ihr eigenes Rollenverständnis im Wandel zu schärfen – und Change Management Methoden nicht nur zu kennen, sondern wirkungsvoll einzusetzen. Denn wer versteht, was Veränderung mit Menschen macht, kann sie gezielt steuern – egal ob in einem Konzern mit 5.000 Mitarbeitenden oder in einem agilen Start-up-Team.

Change Agents als Multiplikatoren des Wandels

Wandel braucht Menschen, die ihn tragen. Change Agents übersetzen strategische Entscheidungen in greifbare Schritte und halten Veränderung am Laufen, wenn die erste Energie nachlässt.
In unserer Change Agent Ausbildung lernen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie man Change Management Methoden situationsgerecht kombiniert, Veränderungsdialoge moderiert und kulturelle Widerstände konstruktiv auflöst. Damit wird Change nicht mehr „von oben gesteuert“, sondern aus der Mitte der Organisation heraus lebendig.

Unsere Haltung: Veränderung ist gestaltbar

Wir sehen Change Management nicht als Projekt, sondern als kontinuierlichen Lernprozess. Change Management Methoden sind dafür wichtig – aber sie wirken nur, wenn sie mit Haltung gefüllt werden: mit Klarheit, Vertrauen und der Bereitschaft, aus jedem Schritt zu lernen.

Unsere Erfahrung zeigt: Veränderung gelingt, wenn Struktur, Beteiligung und Führung zusammenwirken – bewusst, situativ und menschlich.

Literaturverzeichnis

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Kraus, G., Becker-Kolle, C., & Fischer, T. (2010). Change-Management. Gründe, Ablauf und Steuerung, 3.

Lauer, T. (2019). Change Management–Der Weg zum Ziel. In Change Management: Grundlagen und Erfolgsfaktoren (pp. 3-12). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.

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Vahs, D., & Weiand, A. (2020). Workbook change management: Methoden und Techniken. Schäffer-Poeschel.

Christoph Gredel Gründer changeXperten

Über den Autor

Christoph Gredel

Gründer changeXperten | Beratung, Coaching & Training für die erfolgreiche Weiterentwicklung von Organisationen, Teams & Führungskräften: 📈 +65 % höhere Zielerreichung ⏱️+25 % schnellere Umsetzung 💸+220 % ROI